Interessengemeinschaft der Waldbesitzer im Thüringer-/Frankenwald

Ausgangslage

Eine naturnahe Forst- und Holzwirtschaft in den ausgedehnten Wäldern Thüringens zeigt vorbildlich, wie sich Natur, Naherholung und nachhaltige Holznutzung miteinander vereinbaren lassen. Der bereits in Umsetzung befindliche Waldumbau von fichtendominierten Forsten zu artenreichen Mischwäldern schafft und erhält „nebenbei“ viele Arbeitsplätze hier in unserer Region und speichert in den erzeugten Holzprodukten zudem das Kohlendioxid.

Dieses positive Nebeneinander wird jetzt durch Planungen einer großen Waldstilllegung im Saale-Orla Kreis gefährdet!

Es ist nicht nur mit immensen finanziellen Verlusten für Gesellschaft, Wirtschaft und angrenzende Waldbesitzer zu rechnen, auch die ökologische Sinnhaftigkeit dieser Aktion darf bezweifelt werden, da das betroffene Waldgebiet aufgrund von über 90% Fichtenanteil im Raum Grumbach – Titschendorf – Wurzbach für eine komplette Waldstilllegung vollkommen ungeeignet ist (siehe Hintergrund: Diskussion Nationalpark Frankenwald 2017).

Sinnvoll wäre eine naturnahe Bewirtschaftung, der schonende Umbau reiner Fichtenbestände zu Mischwäldern und die Einrichtung lokaler Naturwaldreservate, wie es seit Jahren von den Forstbetrieben hier in Thüringen und im benachbarten Bayern erfolgreich praktiziert wird.

Im Gegensatz dazu drohen mit der beabsichtigten Komplett-Stilllegung Borkenkäferplagen und in der Folge das Absterben des Fichtenwaldes auch in den benachbarten Waldgebieten, verbunden mit massiven Werteverlusten für die Gesellschaft und Waldbesitzer. Wir setzen uns für eine ökologische, nachhaltige und klimafreundliche Forstwirtschaft ein, bei der die Interessen Aller berücksichtigt werden und laden Sie ein, uns dabei zu unterstützen.

Hintergrund

Über die Landesgrenzen hinaus ist Thüringen als „Grünes Herz Deutschlands“ bekannt. Dies verdankt es zum größten Teil seinen ausgedehnten Waldgebieten, darunter die nördlichen Teile des Frankenwaldes im Raum Lehesten – Wurzbach – Blankenstein. Diese Wälder sind nicht nur als Urlaubsziel für Touristen und als Naherholungsgebiet für die lokale Bevölkerung beliebt, sondern stellen auch die Grundlage für die ansässige Holz- und Forstwirtschaft dar, dem wichtigsten Wirtschaftszweig und dem größten Arbeitgeber in der Region!

Gleichzeitig sind die bewirtschafteten Wälder entlang des Rennsteiges schon jetzt ein „Hotspot“ von seltenen Tierarten. Zusammen mit dem fränkischen Teil des Frankenwaldes ist hier das größte Schwarzstorchvorkommen Deutschlands heimisch. Ob Wildkatze oder Luchs, Rotmilan oder Mopsfledermaus oder seltene Orchideen, die Liste der Artenvielfalt in den bewirtschafteten Wäldern zeigt eindrucksvoll den Erfolg der umgesetzten Bewirtschaftung. Eingestreute Naturwaldreservate /Trittsteinbiotope ergänzen diese vorbildliche Forstwirtschaft. Die gesamte Region des Frankenwaldes (thüringischer und fränkischer Teil) wurde daher im Frühjahr 2017 zum „Waldgebiet des Jahres 2017“ in Deutschland gekürt. Kurz darauf war der fränkische Teil des Frankenwaldes Mittelpunkt einer Diskussion zur Errichtung eines „Nationalparks Frankenwald“. Selbst die Naturschutzverbände stellten fest, dass der Frankenwald aufgrund seines hohen Fichtenanteiles nicht für ein solches Totalschutzgebiet geeignet ist.

Folgen einer Stilllegung

Nicht nur bedeuten die Stilllegung von 1.436 ha Waldfläche den Ausfall von Steuereinnahmen in Höhe von ca. 1,2 Mio. €, sondern auch einen Wegfall von Arbeits- und Ausbildungsplätzen, und damit eine weitere Schwächung dieser von Abwanderung betroffenen ländlichen Region. Besonders betroffen wären die ansässigen holzverarbeitenden Betriebe, die dann darauf angewiesen wären, Holz verstärkt aus weiter entfernten Regionen oder gar aus dem Ausland, wo zu prüfen wäre ob dort eine naturnahe Forstwirtschaft praktiziert wird, zu importieren. “Holz der kurzen Wege“, diese sehr gute Öko-Bilanz sollte man, gerade in Zeiten des Klimawandels, nicht verschlechtern!

Das zugrundeliegende ökologische Konzept der Landesregierung sieht einen Baumanteil von bis zu 30% standortheimischer Baumarten vor (zu denen die Fichte nicht gehört). In dem betroffenen Gebiet liegt der Anteil naturnaher Flächen bei unter 3%, womit klar ist, dass das beabsichtigte Konzept auf den ausgewiesenen Standort nicht umsetzbar ist. Notwendig wäre ein langfristiger sorgfältiger Umbau des Fichtenwaldgebietes, wie ihn die lokalen Waldbesitzer selbst seit Jahren vornehmen. Im Gegensatz dazu zeigt die Erfahrung, dass die BVVG bereits bisher ihrer Verantwortung in der Waldpflege im betroffenen Gebiet nicht nachkommt. Dass sich dies im Rahmen der Stilllegung verbessern wird, darf angezweifelt werden. Darüber hinaus ist ausdrücklich angedacht, vom Borkenkäfer befallenes Holz nach Möglichkeit nicht zu entnehmen. Dies gefährdet jedoch auch die Wälder der umliegenden Besitzer, bis hin zum wirtschaftlichen Totalverlust.

Unsere Ziele

Daher setzten wir uns für eine Lösung ein,

  • die die Interessen aller Betroffenen berücksichtigt und

  • unserem Wald bestmöglich dient – für besseren Klimaschutz, mehr Biodiversität, einer nachhaltigen Rohstoffnutzung und zur Stärkung des ländlichen Raums.

Darum fordern wir,

  • dass nur geeignete Wälder für Stilllegungsvorhaben genutzt werden – wozu der Forst im Raum Grumbach – Titschendorf – Wurzbach nachgewiesenermaßen nicht gehört,

  • dass eine langfristig garantierte Wirtschaftsnutzung unserer Wälder unter nachhaltigen und ökologischen Gesichtspunkten erfolgt,

  • den Schutz des Eigentums betroffener Waldbesitzer und

  • eine Übertragung der Flächen an ThüringenForst. ThüringenForst besitzt für ein „Totales Waldnaturschutzgebiet“ geeignete Flächen in der Größenordnung von 1.400 ha. Hier sollte deshalb ein Flächentausch stattfinden.

Vorgeschlagene Maßnahmen

Dies alles kann erreicht werden – allerdings nicht durch die von der Landesregierung geplante Waldstillegung. Maßnahmen, die dafür deutlich besser geeignet sind, wären:

  • eine naturnahe Forstwirtschaft, wie sie bereits jetzt im Naturpark Thüringer Schiefergebirge/Obere Saale praktiziert wird

  • der schonende Umbau der Fichtenwälder, wie bereits seit Jahren von angrenzenden Waldeigentümern durchgeführt

  • die Prüfung von Austauschflächen die sich besser für eine Komplettstillegung eignen, als das bisher vorgeschlagene Gebiet

  • die Ansiedlung neuer, hitze- und trockenheitsresistenter Baumarten, die den zukünftigen Klimabedingungen entsprechen

  • der zielgerichtete Schutz von geeigneten Zonen, Biotopen und schützenswerten Einzelbäumen innerhalb des Wirtschaftswaldes statt der Stilllegung dieser ausgedehnten Waldfläche

  • verstärkter Einsatz von Holz als Baustoff für aktiven Klimaschutz, da dadurch langfristig Kohlendioxid gespeichert wird.