Interessengemeinschaft der Waldbesitzer im Thüringer-/Frankenwald

Forstverwaltung warnt vor Folgen unterlassener forstlicher Bewirtschaftung

OTZ, 22.05.2019, Peter Hagen
Foto: Peter Hagen

Rodacherbrunn: Hinter verschlossenen Türen wird derzeit etwas ausgeklügelt, was Mitarbeiter der Reußischen Forstverwaltung Wurzbach auf die Palme bringt. Es droht die Unterlassung jeglicher forstlichen Bewirtschaftung - sprich die Stilllegung. Dies könnte fatale Auswirkungen auf die Nachbarreviere haben.

Totes Holz, so weit das Auge reicht. Einer apokalyptischen Katastrophe gleich zeigen sich die Fichtenwälder in großen Teilen des Harzes. Ehemalige Fichtenwälder, um genauer zu sein. Geht es nach den Umweltexperten in Thüringen, dann gibt es derart tote Wälder wohl bald auch bei uns direkt vor der Haustür.

Hinter verschlossenen Türen wird derzeit etwas ausgeklügelt, was Mitarbeiter der Reußischen Forstverwaltung Wurzbach auf die Palme bringt. Denn offenbar sollen 1400 Hektar Treuhandwald im Raum Grumbach bis Titschendorf nicht weiter erhalten oder gar privatisiert werden, wie es zu erwarten wäre. Sondern es droht die Unterlassung jeglicher forstlichen Bewirtschaftung - sprich die Stilllegung. Was auf Antrag des Thüringer Umweltministeriums als Nationales Naturerbe einen wohlfeilen Namen bekommen soll, könnte fatale Auswirkungen auf die Nachbarreviere haben - denn der Borkenkäfer hält sich üblicherweise nicht an Grundstücksgrenzen.

„In einer Zeit, in der es dem Wald ohnehin schon durch Trockenperioden und andere Klimaeinflüsse schlecht geht, wird dem Borkenkäfer noch Tür und Tor geöffnet“, schimpft Hartmut Hofmann, Revierleiter der Reußischen Forstverwaltung Wurzbach. Denn er befürchtet, dass der Borkenkäfer bei ausbleibender Bewirtschaftung nicht nur den 1400 Hektar großen Treuhandwald auffressen wird, sondern sich auch auf die angrenzenden Privatwälder ausdehnt und diese extrem schädigt. Wobei momentan die Rede davon ist, mit einem 500-Meter-Schutzstreifen zum angrenzenden Privatwald den Übergriff des Borkenkäfers abzuwehren. „Damit wird das Problem bagatellisiert“, ärgert sich Hofmann. „Jeder Bürger weiß, dass der Klimawandel scheinbar nicht aufzuhalten ist. Aber in dieser Form den Fichtenwald auf 600 Meter Höhenlage zu opfern, ist nicht nur ein Schlag ins Gesicht der Holzindustrie vor Ort.“ Vielmehr werde die Arbeit von Generationen an Waldbesitzern zunichte gemacht.

Das Beispiel Harz vor den Augen

Den Übergang von der Fichten-Monokultur zu Mischwäldern mit anderen Baumarten könne man nach Ansicht von Hofmann auf jeden Fall besser lösen, als mit einer Stilllegung. Hartmut Hofmann: „Im Übrigen haben die vergangenen zehn Jahre gezeigt, dass es für den Waldumbau in jeglicher Form keine Patentlösungen gibt. Laubhölzer haben viel größere Probleme gehabt als reine Fichtenbestände mit Borkenkäfer.“

Sollte die Stilllegung des bisherigen Treuhandwaldes tatsächlich verfügt werden, würden auf absehbare Zeit entlang des Rennsteigs die Erholungssuchenden nur noch braune Fichten vorfinden, so die Befürchtung von Hofmann. „Und eventuell in 20 Jahren wieder eine Birkenbestockung mit entsprechender Sukzession.“ Er verweist auf das Beispiel Harz, wo der Nationalpark über Jahrzehnte ohne Bewirtschaftung geführt worden ist. Mit der Folge eines endlosen Borkenkäferbefalls, der Insolvenz von Forstbetrieben und mangelndem bis gar keinem Holzabsatz, so das Fazit von Hofmann.