Interessengemeinschaft der Waldbesitzer im Thüringer-/Frankenwald

Drei Millionen Fichten sterben

OTZ, 15.10.2019, Frank Schauka

Düstere Prognose auch für 2020. Hiobsbotschaft für den Laubwald: Buchenborkenkäfer vermehrt sich massiv

Erfurt. Allmählich wird das ganze Ausmaß der Waldzerstörung deutlich. "Zwei Millionen Festmeter Fichte, etwa drei Millionen Bäume, gehen bis zum Jahresende verloren", sagte, auf Basis druckfrischer Daten, Thüringenforst-Vorstand Volker Gebhardt. "Hinzu kommt eine Million Festmeter Buche. Es sind vor allem die alten Buchenbestände, die absterben."

Düster klingt auch die Prognose für 2020: "Selbst wenn wir einen niederschlagsreichen Winter und günstige Bedingungen haben, werden im nächsten Jahr erneut bis 1,5 Millionen Festmeter Fichte absterben", sagte Gebhardt. "Sollten wir das dritte Dürrejahr in Folge bekommen,wird das Ausmaß des Baumsterbens um ein Vielfaches höher sein als 2019." Wolfgang Heyn, Geschäftsführer des Waldbesitzerverbands Thüringen, teilt die Einschätzung Silbe für Silbe. Zudem besteht die Gefahr, dass die ökonomischen Schäden der Dürrekrise das ökologische Problempotenzieren. Betroffen sind vor allem private Waldbesitzer, von denen es etwa 190.000 in Thüringen gibt.

Holzvermarktung lohnt sich kaum noch; denn der Markt ist überschwemmt mit Holz. Die Preise für Premiumqualitäten sind in anderthalb Jahren von 90 Euro auf knapp 35 Euro je Festmeter gefallen. Parkettholz und minderwertiges Industrieholz sind zum Teil gar nicht mehr vermarktbar. Dieses ist die Reaktion darauf: "Die ersten Waldbesitzer fangen jetzt an, ihr Holz im Wald stehen zu lassen", sagt Heyn. "Das ist eine Katastrophe. Wenn man den Borkenkäfer erfolgreich bekämpfen will, muss man auch die Randbäume entfernen, damit sich der Käfer nicht darin vermehren kann."

Erste Panikreaktion wird sichtbar. "Bei Schmalkhalden hat sich die erste Waldbesitzergemeinschaft aus Bodenreformwald aufgelöst", berichtet Heyn. "Jetzt ist jeder einzelne Waldbesitzer in der Verantwortung. Aber jeder einzelne für sich ist schon gar nicht in der Lage, das Problem anzugehen. Die Auflösung von Waldbesitzergemeinschaften ist der Gau."

In ruhigen Zeiten wird der Staat aktiv, wenn private Waldbesitzer nicht handeln können oder wollen. "Ersatzvornahme heißt das Agieren, welches der Staat danach in Rechnung stellt.

"Das hält man in dieser Situation aber nicht durch", sagt Thüringenforst-Chef Gebhardt. Die Staatsforst-Mitarbeiter arbeiten bereits an der Leistungsgrenze.