Interessengemeinschaft der Waldbesitzer im Thüringer-/Frankenwald

Waldbesitzer im Saale-Orla-Kreis verlieren die Geduld

OTZ, 30.10.2019, Peter Cissek
Foto: Karsten Schmidt

Schleiz. Forstamtsmitarbeiter kommen mit Bearbeitung von Förderanträgen nach Trockenschäden im Saale-Orla-Kreis nicht nach

Schleiz. Die Staatlichen Forstämter Schleiz und Neustadt können sich nach dem zweiten Dürresommer in Folge und den damit verbundenen Trocken- sowie Borkenkäferschäden im Wald vor Anträgen auf Aufarbeitungshilfe nicht mehr retten. „Die Nerven liegen bei den Waldbesitzern blank. Allein im Forstamt Schleiz hatten wir heute 851 Anträge vorliegen“, sagte der Schleizer Forstamtsleiter Herbert Seyfarth, der am Montagnachmittag im Kreistag einen Bericht zur Waldsituation im Saale-Orla-Kreis gab.

Die Forstämter seien personell so dünn besetzt, dass sie ihre Arbeiten im Normalbetrieb gerade so erledigen könnten, nicht aber in Ausnahmefällen wie der seit zwei Jahren andauernden Katastrophensituation. Deshalb hoffe er, dass die Antragsstellung vereinfacht werde.

Ein von der Landesregierung aufgelegtes Förderprogramm sei für dieses Jahr bereits hoffnungslos überzeichnet. Für 2020 gäbe es bereits Bund-Länder-EU-Förderprogramme. Neben der Aufarbeitungshilfe würden auch Zuschüsse für Begiftung und für den Zwischentransport von akut befallenem Borkenkäferholz mindestens einen Kilometer heraus aus dem Wald angeboten, so der Forstamtsleiter.

„Unser Anspruch ist es, dass vor allem den kleinen Waldbesitzern geholfen wird, die Borkenkäfer auf einem Gelände haben, in dem man ein Seilzug oder einen Seilkran benötigt. Bei den gegenwärtigen Holzpreisen können sich die Eigentümer die Arbeiten sonst nicht leisten“, so Herbert Seyfarth. Seinen Angaben zu Folge hätten die Forstamtsmitarbeiter nun fünf Monate Zeit, um jene grünen Bäume zu finden, in denen die Borkenkäfer überwintern. Unterstützt werden sie im Oberland von sechs befristet eingestellten Forstschutzhelfern auf 630-Euro-Werksvertrag-Basis.

Während es vergangenes Jahr an den Bäumen im Saale-Orla-Kreis 120.000 Festmeter Trocken- und Borkenkäferschäden gab, wurden bis Ende September 2019 rund 140.000 Festmeter Schäden vermeldet. Davon befinden sich 110.000 Festmeter in den von Fichten dominierten Wäldern im Oberland, während die Kiefernbestände im Orlatal robuster seien. „Uns kann nur noch ein feuchter Schimmelwinter und ein durchschnittliches Jahr 2020 helfen. Ansonsten wird sich das Waldbild im Saale-Orla-Kreis deutlich ändern“, so der Forstamtsleiter. Positiv sei, dass 2019 in den Wäldern des Saale-Orla-Kreises im Gegensatz des Vorjahres keine dritte Borkenkäfergeneration herangewachsen sei. Außerdem, dass es im Saale-Orla-Kreis kurze Strecken zu Großsägereien gibt. Jedoch sei der Holzpreis pro Festmeter Sägefichtenholz von 92 auf 33 Euro abgerutscht.

Seyfarth sprach sich gegen die Stilllegung einer 1400 Hektar großen Waldfläche bei Rodacherbrunn aus. „Die Stilllegung reiner Fichtenflächen birgt immer die Gefahr eines Totalverlustes angrenzender Fichtenbestände kilometerweit im Umfeld“, sagte der Forstamtsleiter und verwies dabei auf die Nationalparks Bayerischer Wald und Hochharz. Zur Stilllegung sollte man sich andere, vielleicht auch biologisch wertvollere Flächen aussuchen, riet er. Denn die Artenvielfalt im bewirtschafteten Wald sei genauso groß wie in Urwäldern. „Das ist erwiesen. Ein bewirtschafteter Wald speichert mehr CO2 weg als naturbelassene Urwälder“, so Seyfarth.

Die für Windkraft vorgesehenen Vorranggebiete im Saale-Orla-Kreis seien nicht so von Borkenkäfern befallen, dass Kahlflächen im Wald entstanden seien, sagte Seyfarth auf Anfrage von Wolfgang Kleindienst (UBV).