Interessengemeinschaft der Waldbesitzer im Thüringer-/Frankenwald

Warten in Rodacherbrunn auf die Anhörung im Landtag

OTZ, 12.03.2020, Peter Hagen
Foto: Peter Hagen

Rodacherbrunn. Wissenschaftliche Untersuchung aus Jena favorisiert nachhaltige Waldbewirtschaftung für einen besseren Klimaschutz

Still ruht der See… – so zumindest der Eindruck in Sachen geplanter Waldstilllegung eines 1400-Hektar-Reviers bei Rodacherbrunn. Nach lauten Protestaktionen im vorigen Jahr sowie einer Petition, die sich gegen die Stilllegungspläne richtet, kam ersteinmal der Winter. Und das Polittheater in Erfurt. Doch das Thema ist natürlich nicht vom Tisch.

Mitglieder der Waldgemeinschaft Rodacherbrunn trafen sich jüngst erst wieder und diskutierten über eine klimafreundliche Waldbewirtschaftung. Dabei wurde auf eine Mitteilung aus dem Max-Planck-Institut für Biogeochemie eingegangen, in deren Kern es heißt, dass die vollständige Herausnahme von Wäldern aus der Bewirtschaftung deutlich deren Beitrag zum Klimaschutz schmälere. Demnach würde bei nachhaltig bewirtschafteten Wäldern mehr Kohlendioxid gebunden, während sich bei unbewirtschafteten Wäldern die Prozesse der Aufnahme von Kohlendioxid sowie dessen Abgabe bei der Zersetzung der Biomasse in etwa die Waage hielten, so die Aussage von Institutsprofessor Ernst-Detlef Schulze. Unter dessen Leitung hatte ein Team von Wissenschaftlern untersucht, wie sich nachhaltig bewirtschaftete und unbewirtschaftete Wälder der gemäßigten Klimazone im Hinblick auf die Klimabilanz unterscheiden.

BVVG fährt ihre Holzlager ab

„Mit Abschluss der erfolgreichen Petition gegen die Waldstilllegung von 1400 Hektar im Raum Rodacherbrunn warten wir nun auf eine öffentliche Anhörung im Landtag“, erklärt Hartmuth Hoffmann, Leiter der Reuß’schen Forstverwaltung, zum aktuellen Stand. „Leider verschiebt sich die Lösung anstehender Probleme durch die Wahlergebnisse und die damit verbundene Regierungskrise in Thüringen immer weiter nach hinten“, so seine Beobachtung in den zurückliegenden Wochen. Trotzdem sei es notwendig, den Prozess zum Erhalt des Waldgebietes gezielt zu begleiten und eine sinnvolle Waldgestaltung auf den Weg zu bringen. Mit Genugtuung wird festgestellt, dass die von der Waldgemeinschaft geäußerte Kritik an der Wirtschaftsweise der Bodenverwertungs- und -verwaltungs GmbH (BVVG) insofern eine positive Resonanz zeige, als dass die vom Käfer befallenen Holzlager nun endlich aus dem Wald abgefahren werden. „Leider sind damit einhergehende Wegeschäden durch die derzeitige Witterung nicht auszuschließen“, so Hoffmann.

Inspektion und Planung erforderlich

Die Waldgemeinschaft hofft, dass mit Unterstützung des Forstamtes Schleiz und durch Thüringen-Forst die aktuellen Forstschutzprobleme in diesem Jahr zu lösen sind. Dazu sei vorbereitend eine personalintensive Inspektion und Planung in den Waldbeständen erforderlich. „Die Probleme von Fichtenkulturwäldern im Thüringer Wald, im Harz und gerade auch in Nationalen Naturerbeflächen Thüringens zeigen sehr deutlich, dass eine komplette Stilllegung keine Möglichkeit darstellt, den klimawirksamen Kohlendioxidausstoß zu mindern“, sind die Mitglieder der Waldgemeinschaft überzeugt. Weil die Menschheit nicht auf Holz verzichten könne und für Mitteleuropa die Holzbeschaffung nicht aus den Wäldern der übrigen Welt erfolgen sollte, müsse es das Ziel der Waldbewirtschaftung sein, den Rohstoff Holz sehr verantwortungsvoll in Produkten zu binden und fossile Energien und Materialien in immer geringerem Maße zu verbrauchen.

Die Natur bestimmt die Fristen

Vordringliche Aufgabe in kulturbestimmten Fichtenforsten sei der gezielte Waldumbau. „Dieser Prozess kann entsprechend der vorgefundenen Waldsituation nicht an allen Stellen gleichzeitig eingeleitet werden“, ist die Waldgemeinschaft überzeugt. Die Dauer des Waldumbaus werde nicht von politisch festgelegten Fristen bestimmt, „sondern vom Wachstum der Bäume und vom Einfluss des Wildes auf eine vielfältige Waldverjüngung“. Dieser verantwortungsvollen Aufgabe würden sich die Bürger insbesondere im Raum Wurzbach bis Titschendorf sowie der angrenzenden fränkischen Region stellen.