Interessengemeinschaft der Waldbesitzer im Thüringer-/Frankenwald

Borkenkäfer grassiert ungestört bei Grumbach

OTZ, 12.10.2020, Peter Hagen
Foto: Peter Hagen

Grumbach. Private Waldbesitzer sehen ihre Bestände durch die Untätigkeit der Stiftung Naturschutz gefährdet

Himmelangst wird den beiden Grumbacher Waldbesitzern Lothar Klobe und Bernd Schurig, wenn sie aufs Nachbargrundstück schauen. Dort grassiert ungehindert der Borkenkäfer. Sollte nicht bald etwas dagegen unternommen werden, so die Befürchtung, geraten die umliegenden Privatwälder in große Gefahr.

Es geht um ein knapp 70 Hektar großes Revier bei Grumbach. Eigentümer ist seit 2010 die Stiftung Naturschutz Thüringen, berichten die Privatwaldbesitzer. „Hohe Tanne“, nennt sich der Forstort, was nach Romantik klingt. Der Anblick unterdessen stimmt eher traurig. Abgestorbene Bäume und dem Verfall scheinbar preisgegebene Fichten recken sich mit ausgenadelten Kronen in den Himmel. „So geht die Stiftung also mit dem ihr anvertrauten Wald um“, schüttelt Lothar Klobe mit dem Kopf. Und hat ein ungutes Gefühl bei dem Gedanken, dass ein weiteres und immerhin 1400 Hektar umfassendes Revier der Bodenverwertungs- und -verwaltungs GmbH (BVVG) in naher Zukunft an diese Stiftung übertragen werden könnte.

Ruhe zwischen den Ministerien

Schon seit zwei Jahren stemmt sich eine „Interessengemeinschaft Wald“ gegen diese Pläne, mit denen eine „Waldstilllegung“ einhergehen soll. Seitens der Verantwortlichen ist es recht ruhig um dieses Thema geworden. Es gibt ein Empfehlungsschreiben aus Erfurt an das Bundesumweltministerium, das 1400 Hektar umfassende Revier an die Stadt Wurzbach zu übertragen, die ein Übernahmeangebot unterbreitet hatte. Eine Antwort aus Berlin kam darauf bislang nicht, teilte die Thüringer Umweltministerin Anja Siegesmund (Grüne) jüngst auf eine Kleine Anfrage des AfD-Landtagsabgeordneten Uwe Thrum mit. Der wollte auch wissen, wie die Landesregierung zum Übernahmeangebot der Stadt Wurzbach steht. „Entscheidend ist, ob die Stadt Wurzbach die Naturerbe-Vorgaben des Bundes akzeptiert“, so die Antwort. Das betreffe vor allem den „Waldumbau mit dem Ziel einer späteren Beendigung der forstwirtschaftlichen Nutzung“. Sofern sich Wurzbach weiterhin dazu bekenne, wolle sich die Landesregierung für die Übernahme durch die Stadt einsetzen.

Noch keine Entscheidung beim Petitionsausschuss

Vor über einem Jahr hatte es eine Online-Petition gegeben, um eine öffentliche Anhörung zur Waldstilllegung zu erreichen. Doch auch da geht es nicht voran. Zwar sei bei der jüngsten Sitzung des Petitionsausschusses am 17. September die Petition beraten worden. Aber die Ausschussmitglieder hätten sich darauf verständigt, „zunächst eine öffentliche Anhörung zu einem anderen Themenblock durchzuführen“, bei dem es um Windkraftwerke in Waldflächen gehen soll. Jetzt werde sich der Petitionsausschuss möglicherweise am kommenden Donnerstag, 15. Oktober, mit dem Thema Waldstilllegung befassen.

Käferholz lagert am Wald

„Seit Monaten stehen hier rund 400 Festmeter frischer Käferbefall“, zeigt Bernd Schurig auf die Waldfläche der Stiftung, „trotz dieser alarmierenden Zustände wird seitens des Eigentümers das Schadholz nicht schnellstmöglich aus dem Wald gebracht.“ Selbst die Stämme jener Bäume, rund 120 Festmeter, die im Frühjahr gefällt worden waren, faulen auf Polter direkt am Wald vor sich hin. „Da hätte man die Bäume auch gleich stehenlassen können“, meint Lothar Klobe, „so jedenfalls ist der Borkenkäfer nicht bei seiner Population beeinträchtigt worden.“ Warum das allgemeine Forstrecht hier nicht gelten soll, fragen sich die Privatwaldbesitzer.

Trübes Fazit nach zehn Jahren

Die gesamte zehnjährige Bewirtschaftung des Stiftungswaldes wird von den beiden Grumbachern infrage gestellt. Sie kritisieren die flächendeckenden Fichten-Dickungen aus Naturverjüngung und vergraste Flächen ohne Bestockung. Ebenso erkennen sie einen Birkenaufwuchs, der unter den Witterungsbedingungen bei Grumbach nach fünf bis zehn Jahren systematisch unterm Raureif zusammenbrechen werde. Kleine Buchenverjüngungsinseln hätten kaum eine Chance, weil sie dem Rotwildfraß überlassen werden. Andere Laubhölzer seien ohnehin Mangelware oder beim Einschlag von Käferholz beschädigt worden. „Das kann doch nicht im Sinne des Naturschutzes im Grünen Herz von Deutschland sein“, ärgern sich die beiden Waldbesitzer und hoffen, dass diese Art Forstwirtschaft nicht irgendwann in dem 1400-Hektar Revier, das derzeit noch der BVVG gehört, Alltag wird.