Interessengemeinschaft der Waldbesitzer im Thüringer-/Frankenwald

Streitfall Wald: Anhörung für Akteure aus Wurzbach findet am 21. Januar statt

OTZ, 28.10.2020, Peter Hagen
Foto: Sophie Filipiak

Rodacherbrunn. Interessengemeinschaft für Waldumbau bei Rodacherbrunn lehnt Trittbrettfahrer von der AfD ab

In ihrem Bemühen, eine geplante Waldstilllegung bei Rodacherbrunn zu verhindern und das hierzu vorgesehene Revier stattdessen für einen Waldumbau an die Stadt Wurzbach zu übertragen, ist die Interessengemeinschaft einen großen Schritt vorangekommen. Unterstützung findet das Vorhaben bei Thüringens Umweltministerin Anja Siegesmund (Grüne). Zudem wird es am 21. Januar eine öffentliche Anhörung beim Petitionsausschuss des Landtags geben. Das plötzliche Interesse der AfD an dem Thema lehnen die Akteure ab.

Der Zug ist in Fahrt – und da braucht es jetzt keine, die schnell noch aufspringen wollen, um sich mit den Federn anderer zu schmücken. Mit dieser Feststellung distanziert sich die Interessengemeinschaft deutlich von jüngsten Aktivitäten des AfD-Landtagsmitgliedes Uwe Thrum. „Es ist schon mehr als verwunderlich, wenn jetzt die AfD – vertreten durch Uwe Thrum – in einem für die diese Partei bemerkenswerten Fleiß den Eindruck zu erwecken versucht, die ins Stocken geratene Waldflächenübertragung von 1400 Hektar voranzubringen beziehungsweise herbeizuführen“, heißt es in einer Erklärung. Thrum habe an den vergangenen Tagen unzählige Mails an Bürger in der Region verschickt mit denen der Eindruck entstehe, dass durch ihn jetzt die Landesregierung eine schnellstmögliche Lösung herbeiführen werde.

Entscheidung trifft der Bund

„Thrum verkennt die Tatsache, dass nicht der Freistaat Thüringen hierüber zu entscheiden hat, sondern vielmehr der Bund mit dem dafür zuständigen Haushaltsausschuss“, stellt die Interessengemeinschaft klar. Seit nunmehr zwei Jahren setze sich die Interessengemeinschaft auf vielfältige Weise dafür ein, dass die Waldfläche von 1400 Hektar von der Bundesrepublik Deutschland als Eigentümerin im Rahmen des Nationalen Naturerbes an die Stadt Wurzbach kostenlos übertragen wird. „Nicht zuletzt deshalb haben bereits im Juli 2019 zirka 350 engagierte und besorgte Bürgerinnen und Bürger aus der Region an einer Demonstration in Rodacherbrunn teilgenommen mit dem Ziel, einer vom Land und Bund beabsichtigten Waldstilllegung entgegenzutreten“, blicken die Initiatoren zurück.

Kritik an Stiftung Naturschutz

Es seien vielmehr Landtags- und Kommunalpolitiker der CDU gewesen, die von Beginn an die Ziele der Interessengruppe unterstützt hätten. Namentlich genannt werden Stefan Gruhner, Christian Herrgott und Landrat Thomas Fügmann, die das Vorhaben der Flächenübertragung an die Stadt Wurzbach unterstützten mit der Vorgabe, diesen Wald langfristig von der zurzeit vorherrschenden Fichtenmonokultur in einen naturnahen, überlebensfähigen Mischwald umzubauen. „Es kann und darf nicht sein, dass durch die derzeit vom Bund vorgegebenen Auflagen in Form einer Waldstilllegung dem ohnehin in erschreckender Weise sich ausbreitenden Borkenkäferbefall noch weiter Tür und Tor geöffnet werden“, warnt die Interessengemeinschaft. Ebenso sei es absolut unverantwortlich und nicht hinnehmbar, dass die Stiftung Naturschutz Thüringen als Eigentümer von zirka 70 Hektar in der hiesigen Region ihre vom Borkenkäfer befallenen Bäume nicht gemäß dem Thüringer Waldgesetz bearbeiten und somit angrenzende Privatwaldbesitzer in ihrer Existenz schädige.

Befürwortung durch Siegesmund

In Hinblick auf den „schwer erkrankten Patienten Wald“ wird von den politisch Verantwortlichen in Berlin jetzt ein schneller Vollzug der Übertragung erwartet. Im CDU-Bundestagsabgeordneten Albert Weiler gebe es hierbei einen aktiven Unterstützer, der sich bereits seit Monaten bei den zuständigen Stellen in Berlin für das Anliegen der Interessengemeinschaft einsetze. Landtagsmitglied Christian Herrgott hat inzwischen von der Umweltministerin Siegesmund schriftlich bestätigt bekommen, dass sie die Übertragung des zur Stilllegung vorgesehenen Reviers an die Stadt Wurzbach weiterhin unterstütze unter der Voraussetzung, dass die Naturerbe-Vorgaben akzeptiert und der „Waldumbau mit dem Ziel einer späteren Beendigung der forstwirtschaftlichen Nutzung“ durchgeführt werden.