Interessengemeinschaft der Waldbesitzer im Thüringer-/Frankenwald

In Berlin fällt heute vielleicht Entscheidung zur Waldzukunft bei Wurzbach

OTZ, 09.06.2021, Peter Hagen
Foto: Peter Cissek

Rodacherbrunn. Nach positiven Signalen im Petitionsausschuss des Thüringer Landtags hat der Haushaltsausschuss des Bundestags die Entscheidung in der Hand. Der tagt heute nicht öffentlich.

Mit einem guten Gefühl haben die Mitglieder der Interessengruppe gegen die geplante Waldstilllegung bei Rodacherbrunn die öffentliche Anhörung zu ihrer Online-Petition verlassen. Was die positiven Äußerungen des Petitionsausschusses wert sind, wird sich allerdings erst in den kommenden Tagen zeigen.

Großdemonstration folgt "Gerüchteküche"

Als im Juli 2019 die Gerüchteküche brodelte, wonach in der Region Wurzbach/Grumbach/Titschendorf rund 1400 Hektar Wald aus der Bewirtschaftung genommen und sich selbst überlassen werden sollten, hatte sich spontan die Interessengemeinschaft gebildet. Denn groß ist die Sorge der Waldbesitzer in dem vom Borkenkäfer geplagten Gebiet, dass die vom Harz bekannten Bilder toter Landstriche bald vor der eigenen Tür zur Realität werden. Noch im Juli 2019 folgte eine Großdemonstration mit über 300 Teilnehmern. „Wie richtig und wichtig diese Demonstration gewesen ist, zeigte die Äußerung des Staatssekretärs im Thüringer Umweltministerium, Olaf Möller, wonach es sich um ein ,normales Verfahren’ handele, das so durchzuführen sei“, erinnern sich die Mitglieder der Interessengruppe. Es folgte eine Petition, um eine öffentliche Anhörung zu erreichen. Statt der erforderlichen 1500 Unterschriften forderten im Oktober 2019 über 3000 Unterzeichner Gehör.

Langes Warten auf Anhörung

Das Petitionsverfahren zog sich nun bis in dieses Frühjahr, ehe endlich Wurzbachs Bürgermeister Jan Schübel (CDU-BU), Hartmuth Hoffmann von der Reuß’schen Forstverwaltung und Forstexperte Georg Ernst Weber ihre anderthalbstündige Präsentation zum Sachverhalt vortragen konnten. Nachdem auch das Umweltministerium seine Stellungnahme abgab, folgte eine eingehende Diskussion, um die Vor- und Nachteile einer Waldstilllegung einerseits sowie eines langfristigen ökologischen und nachhaltigen Waldumbaus andererseits darzulegen. Als positiven Aspekt bewertete es die Interessengemeinschaft, dass Hans-Jürgen Schäfer, Abteilungsleiter des Umweltministeriums, einmal mehr versichert habe, dass es bei der in Rede stehenden Waldfläche um keine kurzfristige Stilllegung gehe, sondern vielmehr um einen langfristigen Waldumbau. Zudem habe Schäfer nochmals ausdrücklich erwähnt, dass Umweltministerin Anja Siegesmund (Grüne) weiterhin die Waldflächenübertragung der vierten Tranche im Rahmen des Nationalen Naturerbes an die Stadt Wurzbach vollumfänglich unterstütze.

Fraktionsübergreifende Zustimmung

Beim Nationalen Naturerbe handelt es sich um eine Initiative des Bundes, mit der bundeseigene wertvolle Naturschutzflächen nicht privatisiert, sondern unentgeltlich an Länder, Naturschutzorganisationen oder Stiftungen zur dauerhaften naturschutzfachlichen Sicherung übertragen werden sollen. Wie es heißt, habe die Vorsitzende des Petitionsausschusses am Ende der Anhörung geäußert, dass es noch nie den Fall gegeben habe, dass sich alle Ausschussmitglieder fraktionsübergreifend einstimmig für den Antrag der Petenten ausgesprochen haben.

Das letzte Wort werden allerdings die Mitglieder des Bundeshaushaltsausschusses haben, die für die Übertragung zuständig sind. Nach Informationen unserer Redaktion tagt der Ausschuss am heutigen Mittwoch. Das Gremium berät jedoch unter Ausschluss der Öffentlichkeit.