Interessengemeinschaft der Waldbesitzer im Thüringer-/Frankenwald

Protestaktion gegen Waldstilllegung im Raum Titschendorf-Grumbach

OTZ, 12.06.2019, Peter Hagen
Foto: Peter Hagen

Rodacherbrunn: Unterschriftensammlung und Transparente bringen die große Sorge vor braunen Waldflächen im Raum Titschendorf-Grumbach zum Ausdruck.

Der Protest gegen die von der Thüringer Landesregierung geplante Waldstilllegung einer 1400 Hektar umfassenden Fläche im Raum Titschendorf-Grumbach wird jetzt öffentlich immer sichtbarer. Nachdem unsere Zeitung Mitte Mai über das Vorhaben der Waldstilllegung berichtet hatte, das bei den Besitzern von Nachbarrevieren große Ängste auslöst, gibt es inzwischen eine Unterschriftensammlung sowie große Transparente, auf denen ein „Waldumbau statt Waldstilllegung“ gefordert wird.

In Wurzbach, Grumbach und Titschendorf lagen vorige Woche die Unterschriftenlisten aus. Die Unterzeichner machten deutlich, dass sie die Zustände der Nationalparks Bayerischer Wald und Harz nicht für ihre Region wünschen. Dort hatte die ausbleibende Bewirtschaftung unter anderem dazu geführt, dass riesige Waldflächen dem Borkenkäfer zum Opfer gefallen sind und jetzt der Blick auf braune Areale fällt so weit das Auge reicht. Zudem fordern die Unterzeichner, dass Forstschutzmaßnahmen in den so ­genannten Treuhand-Wäldern frühzeitig ergriffen werden „und nicht erst, wenn 100 Käferbäume dastehen.“ Gerade bei Grumbach ist jetzt schon zu ­sehen, dass seitens der Bodenverwertungs- und -verwaltungs GmbH vom Käfer befallene Fichten in ihren Beständen nicht umgehend entnommen werden.

Angst vor braunen Totgehölzen

„Es kamen insgesamt 453 Unterschriften zusammen“, verweist Hartmuth Hoffmann, Leiter der Reuß‘schen Forstverwaltung, auf die große Resonanz bei den Einwohnern. Allein in Titschendorf mit aktuell 198 Einwohnern gab es 239 Unterzeichner, in Grumbach mit 147 Einwohnern waren es 101 Unterzeichner. Da haben sich offenbar auch Rennsteig-Wanderer beteiligt. „Die weiteren Unterschriften kommen aus Wurzbach“, erklärt Hoffmann. Er wertet dies als ein Beleg für die große Sorge der Einwohner und Gäste, dass entlang des Rennsteigs statt grüner Wälder auf absehbare Zeit braune Totgehölze stehen könnten.

Vertreter der Stadt Wurzbach, die Reuß‘sche Forstverwaltung und Waldbesitzer sind nun zu einem Arbeitsgespräch in das Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz eingeladen worden. Dorthin will man am 17. Juni auch die Unterschriftenlisten mitnehmen um zu zeigen, was die Menschen in der betreffenden Region von der beabsichtigten Waldstilllegung halten. „Eine Kopie der Unterschriftenlisten geht an den Landrat“, hofft Hartmuth Hoffmann auf entsprechende Unterstützung im Landkreis. Im Wurzbacher Bürgermeister Jan Schübel (CDU-BU) habe man bereits einen ­aktiven Mitstreiter gefunden.

Im Koalitionsvertrag festgeschrieben

Insgesamt fünf Prozent des Waldes in Thüringen sollen laut Koalitionsvereinbarung der forstwirtschaftlichen Nutzung entzogen werden. Dazu sollen in den kommenden zehn Jahren auf den dafür vorgesehenen Flächen die notwendigen Waldumbaumaßnahmen abgeschlossen werden, kündigte die Landesregierung an. Zu diesen geplanten Flächen gehören die 1400 Hektar im Raum Titschendorf-Grumbach als Bestandteil des 7005 Hektar umfassenden Nationalen Naturerbes, das für die Stilllegung mit vorgesehen ist. Als Hintertür wird zwar offengehalten, dass die Entnahme von Holz „aus Gründen der Verkehrssicherung oder des Forstschutzes für angrenzende Flächen“ möglich ist. Doch Hartmuth Hoffmann ist überzeugt: „Waldstilllegung führt im 95prozentigen Fichtengebiet zu einer Käferinvasion.“