Interessengemeinschaft der Waldbesitzer im Thüringer-/Frankenwald

Online-Petition gegen die Waldstilllegungspläne der Thüringer Landesregierung gestartet

OTZ, 13.09.2019, Peter Hagen
Foto: Photo König, Bad Lobenstein

Rodacherbrunn: Vergleiche mit dem Zustand des Harzes

Sieht der „Rennsteig der Zukunft“ aus wie aktuell der Hochharz? Als Thüringens Umweltministerin Anja Siegesmund (Grüne) und Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) im Juli in Hirschberg auf Demonstranten trafen, entspann sich ein heftiger Disput. Der Harz diente auf dem Foto eines Protestlers als abschreckendes Beispiel, wie der Rennsteig der Zukunft aussehen könnte, wenn die Pläne zur Waldstilllegung tatsächlich umgesetzt werden.

Der Streit ist sechs Wochen her, und schon lassen sich am Rennsteig erste Fotos anfertigen, die denen vom Harz zum Verwechseln ähnlich sehen. Zumindest an einigen Stellen. „Durch unterlassene Forstschutzarbeit haben wir hier jetzt 10.000 Festmeter Schadholz“, ärgert sich Hartmuth Hoffmann über die Zustände in dem Revier der Bodenverwertungs- und -verwaltungs GmbH (BVVG). Als Leiter des benachbarten Reuß‘schen Forstreviers treibt ihn die Sorge, dass diese Zustände sich ausbreiten und übergreifen könnten. „Alle Proteste der Anrainer gegen die Wirtschaftsweise der BVVG wurden bisher missachtet“, ärgert sich Hoffmann und unterstellt sogar, dass der beklagenswerte Waldzustand „bewusst herbeigeführt“ werde. „Was soll Waldumbau, wenn nichts mehr dasteht?“, fragt Hoffmann zur Zukunft dieses 1400 Hektar umfassenden Reviers, das nach ­Ansicht der Thüringer Umweltministerin an die Stadt Wurzbach übertragen werden könnte.

Bislang ist bekannt, dass es laut Landesregierung einen Waldumbau geben soll, um den Bestand resistent für die veränderten klimatischen Umweltbedingungen zu machen. Nach ­etwa 30 Jahren soll dieser Wald aus der forstwirtschaftlichen Nutzung genommen werden mit der Absicht, die Artenvielfalt zu erhöhen. Doch diese „Urwald-Pläne“ hegen bei den Skeptikern die Befürchtung, dass es groß­flächige Schäden durch den Borkenkäfer geben werde – wie eben im Harz zu beobachten.

Unter der Forderung „Waldumbau statt Waldstilllegung“ hat der Wurzbacher Bürgermeister Jan Schübel (CDU) auf der Petitionsplattform des Thüringer Landtags eine Initiative gestartet, mit der eine Abkehr von den Stilllegungsplänen initiiert werden soll. „Ohne die Einbindung der umliegenden Waldbesitzer und ohne die Einbindung der Kommune vor Ort wurden diese Flächen durch das Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz zur Stilllegung vorgeschlagen. Durch dieses Vorgehen fühlen sich die Menschen in der Region regelrecht übergangen“, heißt es in der Petition, mit der die Landesregierung aufgefordert werden soll, „ihren Vorschlag zur Stilllegung der entsprechenden Flächen im Umfang von zirka 1400 Hektar in der Gemarkung Wurzbach, Grumbach, Titschendorf und Rodacherbrunn wieder zurückzuziehen und darauf hinzuwirken, dass diese Flächen nicht stillgelegt werden.“ Man sei überzeugt, dass die vorgesehene Fläche für eine Stilllegung völlig ungeeignet ist.

„Eine Überführung in einen stilllegungsgeeigneten Wald ist nur dann zeitlich überschaubar möglich, wenn ausreichend naturnahe Flächen als Keimzellen vorhanden sind“, heißt es in der Petition, „die zwei bis drei Prozent naturnahen stilllegungsfähigen Flächen in diesem Gebiet reichen nicht für eine Stilllegungsstrategie aus.“ Zudem wird auf die besonders im süd­lichen Saale-Orla-Kreis vorhandene holzverarbeitende Industrie hingewiesen, für die eine Stilllegung des Wirtschaftswaldes einem „Rohstoffentzug“ gleichkäme. „Inwieweit es ­klimafreundlich ist, stattdessen den Rohstoff Holz aus weiter entfernten Gebieten anzuliefern, erscheint mindestens fraglich“, so die Petition.

Bis 16. Oktober werden 1500 Unterzeichner benötigt, um eine öffentliche Anhörung im Petitionsausschuss zu erreichen.